Wanderung zur Widdersteinhütte
An einem regnerischen Tag gehen wir vom Hotel Adler in Warth (Österreich) zur Widdersteinhütte. Diese Schutzhütte liegt auf 2.015m. Durch das eher mässige Wetter sind wir die einzigen Wanderer auf der Tour und im Wirtshaus.
Der Hüttenwirt Peter Jochum nimmt sich Zeit, erzählt uns etwas vom Leben auf der Hütte und zeigt uns die kleine Seilbahn, mit der Materal vom Tal zur Hütte transportiert wird.
Links
- Jürgen Strolz (HolzSchopf)
- Widdersteinhütte
- Hotel Adler
- Warth-Schröcken
- Wikipediaeintrag Widdersteinhütte
- Webcams Wart-Schröcken. Ganz unten ist eine live Panorama-Webcam die direkt vor der Widdersteinhütte steht.
Transkription
00:00:01 Markus Strolz
Wie gesagt, bis zwei Tage vor Anreise können Sie kostenlos stornieren. Das ist kein Problem. OK, gut. Danke. Guten Abend.
00:00:13 Stefan
Guten Abend.
00:00:13 Markus Strolz
Entschuldigung.
00:00:14 Stefan
Gar kein Problem.
00:00:15 Markus Strolz
Bitte sehr?
00:00:16 Stefan
Mein Name ist Wintermeyer. Ich müsste eine Reservierung haben.
00:00:18 Markus Strolz
Jawohl, genau. Das ist über das Tourismus Büro gebucht. Grüß Gott.
00:00:22 Stefan-Off
Das ist der Herr Markus Strolz. Dem gehört das Hotel Adler in der Gemeinde Warth. Warth ist die zweitkleinste Gemeinde in Vorarlberg. Das ist in Österreich. Willkommen bei meinem Podcast Reisepassnummer. Mein Name ist Stefan Wintermeyer. Warth ist ein klassisches Wintersportgebiet, ich bin aber hier im Sommer. In Deutschland war es auch richtig, richtig heiß. Wir hatten 35° fast die ganze Woche. Hier in Warth ist es jetzt gerade ein bisschen regnerisch. Wunderschön - also alles grün und tolle Berge und so. Also schön anzusehen, aber halt regnerisch. Ich bin nach der langen Fahrt aber jetzt auch ziemlich müde und gehe in mein Zimmer. Mal schauen, wie das Wetter morgen früh wird.
00:01:02 Stefan
Hey, Siri, wie wird heute das Wetter?
00:01:04 Siri
Im Moment regnet es und 9°. Laut Vorhersage soll es Gewitter geben am Morgen und regnen am Abend. Der restliche Tag bleibt dann durchwachsen.
00:01:13 Stefan
Immer noch Regen, aber gut, gibt ja kein schlechtes Wetter, gibt ja nur schlechte Kleidung. Was machen wir heute? Heute geht es auf den Widderstein, also auf die Widdersteinhütte. Das ist eine Schutzhütte in den Allgäuer Alpen. Die liegt auf 2015m südseitlich am Fuß des großen Widderstein. Das ist ein Berg. Ich werde geführt von dem Herrn Jürgen Strolz und der erwartet mich jetzt auch. Ich gehe aber erst mal frühstücken und das Frühstück im Hotel Adler ist übrigens richtig, richtig gut. Und danach treffe ich mich mit ihm vor der Rezeption.
00:01:51 Jürgen
Ich glaube, wir beide haben ein Date.
00:01:54 Stefan
Herr Strolz?
00:01:54 Jürgen
Ja.
00:01:55 Stefan
Wintermeyer, hallo.
00:01:55 Jürgen
Prima.
00:01:57 Stefan
Kann ich Sie kurz verkabeln?
00:01:58 Jürgen
Ja.
00:02:01 Stefan
Eine Frage. Ich sehe, wie Sie angezogen sind. Soll ich das mitnehmen? Soll ich ein Sweatshirt mitnehmen?
00:02:06 Jürgen
Ja.
00:02:07 Stefan
Auch irgendwie was Dickeres oder -
00:02:10 Jürgen
So regenfest wie möglich.
00:02:12 Stefan
So regenfest wie möglich. Ich nehme das mit, das müsste reichen. OK, ich habe die Jacke, ich habe die Dings.
00:02:18 Jürgen
Wir hätten sonst auch noch -
00:02:19 Stefan
Ja, ne, das müsste reichen. So. Ich erwähne das kurz -
00:02:23 Jürgen
Der Plan ist, ich glaube, wir gehen zur Widdersteinhütte.
00:02:26 Stefan
Genau.
00:02:26 Jürgen
Darf ich Du sagen?
00:02:26 Stefan
Ja klar. Stefan.
00:02:27 Jürgen
Jürgen.
00:02:27 Stefan
Hi.
00:02:28 Jürgen
Wir gehen zur Widdersteinhütte.
00:02:29 Stefan
Ja.
00:02:30 Jürgen
Da laufen wir circa gemütlich Dreiviertelstunde, Stunde. Man sieht sie noch bisschen durch den Nebel. Und da geht es Zickzack steil hoch.
00:02:38 Stefan
Ja.
00:02:38 Jürgen
Ist aber so, dass das ein Schotterweg ist und dann so auf Steinen einfach. Man wird nicht ganz so nass da. Da kämpft man doch.
00:02:47 Markus Strolz
UNV mit der Regenjacke überlegt?
00:02:50 Jürgen
Sicher. Denke ich mir, dass man -
00:02:53 Stefan
Also Regenjacke habe ich. Das ist OK. Also vom Regen her -
00:02:56 Jürgen
UNV.
00:02:59 Stefan-Off
Da kam jetzt gerade der Hotelbesitzer, Markus Strolz, dazu und die beiden Strolzner haben sich jetzt über meine Klamotten unterhalten. Ich bin 47 Jahre alt. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mir eine Regenjacke kaufe. Ich war jetzt der Ansicht, dass ich ausreichend gut gekleidet war. Die beiden sahen das aber ganz anders.
00:03:18 Stefan
Regenhose nicht.
00:03:19 Markus Strolz
Habe ich auch eine da.
00:03:20 Jürgen
Dann nehmen wir die auch.
00:03:22 Markus Strolz
Die Schuhe schauen nämlich auch -
00:03:25 Stefan
Die Schuhe, hieß es, sind wasserdicht, aber -
00:03:28 Jürgen
Ehrlich?
00:03:28 Stefan
Ja.
00:03:30 Markus Strolz
Wenn Sie der Werbung glauben.
00:03:32 Stefan
Ich - [Lachen]
00:03:35 Markus Strolz
UNV.
00:03:37 Jürgen
Ja, also UNV.
00:03:40 Stefan
OK.
00:03:40 Jürgen
Weil nass nützt es ja nichts.
00:03:41 Stefan
Wenn Sie eine haben, dann würde ich Danke sagen.
00:03:45 Markus Strolz
Ich schaue mal, was ich habe.
00:03:47 Stefan-Off
Der Markus Strolz, also der Hotelbesitzer, geht jetzt runter in den Keller und sucht nach einer passenden Regenhose und auch nach einer Regenjacke, weil meine Regenjacke ja anscheinend nichts taugt.
00:03:56 Markus Strolz
Das hätte ich in groß. Mal probieren? UNV.
00:04:00 Stefan
Sie trauen meiner Jacke nicht, oder?
00:04:02 Jürgen
Naja, die sieht so aus, als ob sie sich vollsaugt. [Lachen]
00:04:06 Markus Strolz
Schirm nicht?
00:04:06 Stefan
Ne.
00:04:08 Markus Strolz
OK.
00:04:08 Stefan
Wirklich. Ne.
00:04:09 Markus Strolz
Das ist sehr angenehm zum Laufen.
00:04:11 Stefan
Ne, ne. Ne, ich bin ja nicht aus Zucker. [Lachen]
00:04:15 Markus Strolz
Alles klar.
00:04:16 Stefan
Bis dann.
00:04:16 Jürgen
Wir brauchen ja auch einen Grund zum Einkehren.
00:04:19 Stefan
OK. Bis dann.
00:04:20 Markus
Alles klar.
00:04:20 Stefan
Tschüß.
00:04:21 Jürgen
Markus, servus. Magst du Trekking-Stöcke?
00:04:16 Stefan
Nö, nö, nö.
00:04:28 Stefan-Off
Zusammenfassung meines Equipments: Ich trage meine eigenen, hoffentlich wasserdichten Wanderschuhe. Über meine Hose habe ich die geliehene Regenhose angezogen. Ich trage meine eigene Regenjacke. Ich habe auf die Trekkingstöcke verzichtet, hauptsächlich weil ich die noch nie benutzt habe und dann weiß ich nicht, ob das heute so eine tolle Idee ist, auf einer Bergtour was Neues auszuprobieren. Lieber nicht. Auf den Regenschirm habe ich auch verzichtet, weil - also Regenschirm, ne, das geht gar nicht. Aber jetzt kann es losgehen.
00:05:01 Jürgen
Gut. Unser erstes Ziel ist die Widdersteinhütte. Das ist, wo die Fahne weht.
00:05:10 Stefan
Ah, OK.
00:05:11 Jürgen
Die Widdersteinhütte ist auf 2.000m. Knapp drüber. Und wir sind 1.650m. Sind circa 350 Höhenmeter.
00:05:23 Stefan
Diese Seilbahn, die ich da sehe, die wird benutzt für Lebensmittel und so?
00:05:26 Jürgen
Für Getränke und Lebensmittel, ja.
00:05:28 Stefan
OK.
00:05:29 Stefan-Off
Wir gehen aus dem Hotel raus, biegen rechts ab, gehen über die Bundesstraße 200 und dann fängt da direkt der Wanderweg an. Rechts ist so ein kleines Häuschen, da ist diese Mini-Seilbahn drin, und wir gehen aber links hoch. Es regnet natürlich. Man hört den Regen auch im Podcast und man hört manchmal auch das Rascheln der Regenkleidung.
00:05:55 Jürgen
Wir fangen gemütlich an. Ist immer so verführerisch, wenn es am Anfang gleich steil raufgeht, dass man zu schnell losstartet. Man ist so eher in einem Wiegeschritt gemütlich unterwegs. Es wird noch zäh genug. Da vorne ist der Biberkopf. Das ist der südlichste Punkt von Deutschland.
00:06:33 Stefan
Ist das für dich ein Traumberuf?
00:06:38 Jürgen
Ja.
00:06:38 Stefan
Oder ist das was, was einfach hier sich ergibt, wenn man hier aufwächst?
00:06:41 Jürgen
Ja. Nein, das ist ein Traumberuf. Als Kind wollte ich immer Skilehrer und Bauer werden. Das kam von dem Grund her, weil wir zu Hause eine Landwirtschaft hatten und mein Vater Skischulleiter war. Das war so meine Vorstellung. Ich habe dann eine Lehre gemacht als Tischler und habe das sehr gerne mit Holz gemacht, aber das Schlimmste war für mich dann im Winter, wenn der perfekte Schnee war, das schönste Wetter, in der Werkstatt zu stehen.
00:07:10 Stefan
Ja.
00:07:11 Jürgen
Nachdem ich die Lehre fertig gemacht habe, habe ich dann immer gewechselt mit im Winter Skilehrer, im Sommer in der Tischlerei und so mit Mitte 20 war ich dann eigentlich so ein bisschen der Vorreiter in Sachen Abenteuersachen. Also ich mache sowas seit 25 Jahren und so Mitte ‘90 wurde das Wort Outdoor so kreiert.
00:07:34 Stefan
Ja.
00:07:35 Jürgen
Und ich habe dann als junger Mann angefangen. Wir haben von der Landwirtschaft her eine Alphütte. Da habe ich dann quasi kleine Gruppen gehabt, 4 bis 6 Personen, habe mit denen eine Woche lang Abenteuer gemacht. Und das hat sich so immer weiterentwickelt und dann kam das Canyoning dazu. Das war dann so gesehen so ein bisschen der exotische Durchbruch. Das war zu der Zeit -
00:07:59 Stefan
Entschuldigung, kannst du mir gerade mal erklären, was das jetzt hier ist?
00:08:01 Stefan-Off
Wir stehen jetzt vor einem Elektrozaun und in dem Zaun ist ein Tor für Wanderer. Und auf diesem Tor steht ein Warnschild.
00:08:08 Jürgen
Also da sind die Alpen und da laufen die Rinder und die Kühe frei rum.
00:08:12 Stefan
Ah, OK.
00:08:13 Jürgen
Die sind jetzt aber alle runtergezogen, weil das ist immer so stufenweise. Also die kommen im Frühling, dann fangen sie unten an, dann fressen sie sich bis hoch. Und ab Mitte August gehen die wieder sukzessive runter. So haben die immer junges, frisches Gras.
00:08:27 Stefan
Achtung Weidevieh. Abstand halten.
00:08:29 Jürgen
Ja.
00:08:30 Stefan
Ist das Land jetzt eigentlich - gehört das den Bauern oder ist das -
00:08:32 Jürgen
Ja.
00:08:33 Stefan
Und wir dürfen aber trotzdem rübergehen?
00:08:34 Jürgen
Ja, also da ist ein Wegerecht drüber. Ein alteingesessenes Wegerecht.
00:08:39 Stefan
Ja.
00:08:39 Jürgen
Weil die Wanderwege schon 100 Jahre da auch sind und dadurch ist es kein Problem, aber das Gebiet gehört dem Bauern. Deshalb die rechtliche Sache: Wir dürfen durchlaufen, aber der Bauer muss den Weg nicht vor seinen Kühen absperren.
00:08:56 Stefan
Was ist das hier für eine Markierung auf dem Stein?
00:08:59 Jürgen
Also wir haben in Vorderberg eine offizielle Markierung und die Wege sind mit Weiß-Rot-Weiß oder Weiß-Gelb-Weiß oder Weiß-Blau-Weiß gemacht. Und Rot ist mittel, Blau ist schwer und Gelb sind leichte Wege.
00:09:16 Stefan
Ah.
00:09:17 Jürgen
Also Gelb sind so die Wege, würde ich jetzt mal sagen, so familientauglich. Zum Teil auch noch kinderwagentauglich. Rot ist so mittel.
00:09:26 Stefan
Ja.
00:09:27 Jürgen
Also ein Pfad. Und wenn man auf den Widderstein hochgeht, auch ein Weg. Der wäre dann blau markiert. Da weiß man dann, dass das technisch schwerer ist, steiler ist, alpine Gefahren dazukommen wie Steinschlag oder so, wo man dann einfach schon geübter sein muss. Immer Zickzack. Ist zwar der längere Weg, aber schlussendlich von der Anstrengung her deutlich einfacher.
00:09:58 Stefan
Ja. Was wird hier gemacht im Winter? Hier ist ja dann Schnee.
00:10:05 Jürgen
Skifahren, ja. Wir haben hier -
00:10:07 Stefan
Aber was ist dann mit der Hütte da oben?
00:10:08 Jürgen
Die ist zu.
00:10:09 Stefan
Ach, die ist im Winter zu?
00:10:10 Jürgen
Ja. Also die Seite ist total frei. Da steht kein Lift und gar nichts. Und Skigebiet ist die Seite. Was aber auch sehr bewusst gemacht ist, weil das ist die Nordseite.
00:10:19 Stefan
Ja.
00:10:20 Jürgen
Da ist der Schnee viel, viel besser wie südseitig.
00:10:22 Stefan
Ah.
00:10:22 Jürgen
Und hier also gar nichts. Ist auch sehr lawinengefährlich. Die Hütte sieht man im Winter gar nicht. Die ist zugeschneit. Und die Seite ist dann so gesehen Skigebiet. Hat sich jetzt natürlich seit 1965 sukzessive immer leicht vergrößert.
00:10:39 Stefan
Ja.
00:10:40 Jürgen
Sieht bei uns im Sommer dann manchmal ein bisschen kurios aus, weil halt nur im Sommer gebaut werden kann. So wie rechts außen der Neubau - das gibt ein Mitarbeiterhaus. Weil bis vor 20, 30 Jahren waren die Mitarbeiter aus der Region. Mittlerweile sind die alle auswärts. Und dementsprechend muss natürlich jetzt auch für die Apartments und Wohnungen und Zimmer gemacht werden. Das ist so die neue Herausforderung im Tourismus. Jeder, der ein Hotel hat oder so, muss Mitarbeiterunterkünfte bauen. Oder beim Hotel Adler auch. Eins der beiden Häuser ist für die Mitarbeiter geplant worden.
00:11:18 Stefan
Ist das ein Bezahlungsproblem?
00:11:21 Jürgen
Nein. Nein, die Mitarbeiter im Winter verdienen wirklich ein gutes Geld.
00:11:27 Stefan
Ja.
00:11:28 Jürgen
Müssen auch arbeiten, muss man dazusagen. Und also ein guter Koch kann verlangen, was er will, weil die sind wirklich in der Materie, zu sagen: Die brauchen uns und wir kosten das. Also das ist nicht das Zahlungsproblem. Es ist eher: In Österreich oder Deutschland ist es nicht mehr in, im Tourismus zu arbeiten.
00:11:53 Stefan
Ah, OK.
00:11:53 Jürgen
Ja, es wird hauptsächlich immer mehr von Auswärtigen dann gemacht. Aber es ist keine Geldsache. Also wenn ich im Tourismus gut bin und irgendwo als Kellner arbeite oder als Koch, habe ich einen besseren Zahltag, wie wenn ich in der Industrie arbeite. Aber es ist halt von den Arbeitszeiten her ungeschickt. Morgens anfangen, vielleicht mittags 3 Stunden frei, am Abend bis 11 oder 12 arbeiten.
00:12:17 Stefan
Ja.
00:12:17 Jürgen
Ja. Also wir sehen das bei den Einheimischen. Ganz wenige sind im Tourismus. Es ist schon gar so, dass Familienbetriebe Probleme haben, dass die Betriebe übernommen werden. Das ist ein Wandel, aber das ist im ganzen Tourismus in ganz Europa dasselbe Problem.
00:12:32 Stefan
Ja. Mal gerade was anderes: Ich höre die Kuhglocken. Das muss den Kühen doch auf den Nerv gehen. Hat sich da jemand mal Gedanken drum gemacht oder -
00:12:43 Jürgen
Sicherlich. Sicherlich, weil es gibt ja auch so Gerichtssprüche, dass die Kühe keine Glocken mehr tragen dürfen oder so. Ich denke, sie sind es gewohnt. Und messen lässt sich das sehr gut bei der Milchleistung.
00:12:58 Stefan
Ah, OK.
00:12:59 Jürgen
Da fühlt sich eine Kuh nicht wohl, fühlt sie sich gestresst, dann frisst sie nicht gut und dann gibt sie weniger Milch. Und ich kann jetzt auf keine Studie verweisen, aber ich bin mir sicher, dass es da Studien gibt: Was macht eine Kuh, wenn sie die Glocke an hat? Gibt sie mehr oder weniger Milch am Abend? Und das ist wirklich eins zu eins ablesbar. Wenn eine Kuh sich gestresst fühlt oder am Tag getrieben wird oder auf die Alpe muss oder so, dann gibt die am Abend einfach ein Drittel weniger Milch. Und deshalb glaube ich, dass es die gar nicht stört. Und die Glocken sind deshalb wichtig, weil wenn Nebel ist, findest du die Kühe nicht. Die Alpen sind so groß und da musst du ja alles durchlaufen.
00:13:41 Stefan
Ja.
00:13:41 Jürgen
Und hast du einen Nebel, dann hörst du irgendwo ganz zart Dingdingding und dann weißt du, in welche Richtung du laufen musst. Und das Klingeln, wie man da jetzt hört, geht auf 300m, 400m Entfernung. Aber jetzt Alpabtrieb haben sie ja dann so große Glocken an.
00:13:54 Stefan
Ja.
00:13:55 Jürgen
Ob die Kühe das jetzt als schön empfinden, [Lachen] bin ich mir dann auch nicht ganz sicher, aber das ist halt dann Tradition. Und dann im Herbst werden ja die Kühe dann abgetrieben und das ist dann so gesehen ja schon der größte Tag der Älpler. Und dann kriegen die ja richtig große Glocken, wenn sie ins Tal gehen. Das ist dann schon auch ein bisschen eine Vorzeigesache. Aber da gibt es ganz strenge Linien. Man darf die Kühe nur schmücken, wenn man im Sommer keinen Unfall hatte.
00:14:27 Stefan
Ah.
00:14:28 Jürgen
Also es gibt Kühe, die keine Zweige zwischen den Hörnern haben, oder die Hirten dürfen dann ihren Hut nicht schmücken, wenn zum Beispiel ein Rind abgestürzt ist. Früher waren das so quasi Prestigesachen. Die Hirten sind schön geschmückt, weil sie ihre Arbeit gut gemacht haben.
00:15:00 Stefan
Ich habe gerade einen erschreckenden Gedanken: Gehen wir hier nachher wieder runter?
00:15:05 Jürgen
Ja, aber ich habe Stöcke für dich dabei.
00:15:08 Stefan
Ah.
00:15:09 Jürgen
Du wolltest keine, aber zum Runtergehen ist es angenehm.
00:15:11 Stefan
Ich dachte schon gerade: Hoch ist ja noch OK, aber runter.
00:15:16 Jürgen
Das klappt schon. Oder du merkst so, in die Höhe gehen ist eher eine gemütliche, langsame Sache.
00:15:30 Stefan
Ja.
00:15:31 Jürgen
Weil das geht einfach um das Einteilen. Es ist ein Ausdauersport und das Allerschlimmste ist, schnell anzufangen und dann nicht mehr zu können. Und man sollte ein Tempo wählen, wo man schon auch eine Stunde durchlaufen kann. In dem Moment, wo man mal anfängt, stehenzubleiben alle paar Minuten, kommst du nicht mehr vorwärts. Und man schlürft so eher am Anfang den Berg hoch.
00:15:59 Stefan
Ja, es muss ja für dich deutlich schlimmer sein als für mich, weil ich nehme an, du kannst hier auch dreimal so schnell hochlaufen.
00:16:06 Jürgen
Ja, aber dann ist das Gefühl ja gar nicht mehr da. Oder das gibt es so als neue Sportart, das Trail Running. Da sind dann die Leute, die das dann wirklich so im Lauftempo machen, aber da geht es um Sport. Und Wandern und Bergsteigen ist aber eher eine Gefühlssache.
00:16:36 Stefan
Ich glaube, hier brauche ich mal eine Pause.
00:16:38 Jürgen
Ja. Jetzt sind wir ja auch schon taff unterwegs. [Handyklingeln] Ja?
00:16:49 Stefan-Off
Jürgen wird hier gerade von seiner Frau angerufen und ich war ehrlich gesagt ziemlich froh über diesen Anruf, denn der gab mir die Chance, mal zu verschnaufen. Ich habe mich umgedreht, ins Tal geschaut und die Landschaft genossen. Der Aufstieg ist anstrengend. Also vor allen Dingen: Ich sitze ja normalerweise am Schreibtisch und ich wandere nicht die Berge hoch. Also es ist schon eine sportliche Leistung, aber alles noch im machbaren Bereich.
00:17:16 Jürgen
Gut, dann bis nachher. Prima, tschüß.
00:17:21 Stefan
Kann ich mir gerade mal die Flasche Wasser rausholen, bitte?
00:17:23 Jürgen
Ja.
00:17:24 Stefan
Jetzt musst du mir doch noch mal sagen, wo die -
00:17:26 Jürgen
Ich ziehe gerade schnell raus. Die ist auf der Innenseite. Kommt man nicht dran. Ja, früh genug trinken. Früher war das ja so, dass man gesagt hat, bevor man nicht auf dem Gipfel ist, darf man nichts trinken oder essen.
00:17:46 Stefan
Echt?
00:17:46 Jürgen
Aber das ist ja ernährungstechnisch und so von der Leistung her ein Unding, aber das war halt früher so das Klischee für die Bergsteiger. Oben gibt es UNV. Viele sind so mit dem Camelbak unterwegs mittlerweile.
00:17:59 Stefan
Ja.
00:17:59 Jürgen
Dass sie permanent was trinken.
00:18:02 Stefan
Danke.
00:18:03 Jürgen
Und man soll ja trinken. Ich bin jetzt auch der Typ, der nie Durst hat. Ich muss mich dann auch immer dazu zwingen, was zu trinken. Und gerade wenn es warm wird, braucht man da was zu trinken.
00:18:14 Stefan
Ja, ja.
00:18:15 Jürgen
Wir haben immer im Herbst Veranstaltungen - wir haben im September die 7 Summits Tour. Da laufen wir über alle Berge, die man da unten sieht. Über sieben Gipfel läuft man so. Also meine Liga so 18 bis 20 Stunden.
00:18:27 Stefan
Wie, ihr lauft über die Gipfel rüber?
00:18:29 Jürgen
Ja.
00:18:29 Stefan
Also da den Grad, den ich jetzt sehe, da lauft ihr drüber?
00:18:31 Jürgen
Ja, oft geht es ja hinten wieder runter und dann auf den nächsten wieder hoch. Also das wäre zu schön, wenn das von Gipfel zu Gipfel gehen würde, sondern die Berge sind ja dann oft so, dass es einen Aufstieg gibt und dann musst du wieder runter.
00:18:41 Stefan
Ja, ja.
00:18:41 Jürgen
Unten quer und wieder hoch. Sind so knapp 50km, 4.000 Höhenmeter.
00:18:46 Stefan
Oh.
00:18:46 Jürgen
Und als wir das das erste Mal gemacht haben, war von mir ein Kollege dabei und der ist also echt durchtrainiert und wir hatten einen Tag von morgens bis abends. Also es geht nachts um 2 los und man läuft dann bis am Abend um 10 sowas. Und der hat an dem Tag 7L getrunken und hat 4kg trotzdem verloren, also nur am Wasserhaushalt.
00:19:10 Stefan
Ja, ja.
00:19:10 Jürgen
Also da sieht man, wie viel man eigentlich braucht.
00:19:12 Stefan
Sag mal, sind das Murmeltiere?
00:19:14 Jürgen
Ja, genau. Gut erkannt. Zwei kleine. Wenn Schönwetter ist, sitzen die auf dem Bau und die pfeifen dann auch schon. Und wenn du auf dem Weg bleibst - die sind das gewohnt - machen die gar nichts. Gehst du 5m weg vom Weg, fängt ihr Territorium an. Aber gut erkannt, ja. Im Regen sind sie jetzt nicht mehr oft draußen. Die fressen jetzt ja den ganzen Sommer sich den Speck an.
00:19:39 Stefan
Stimmt, die machen Winterschlaf.
00:19:40 Jürgen
Ja.
00:19:41 Stefan
Ich habe noch nie welche gesehen.
00:19:43 Jürgen
Aber das sind zwei kleine. Da sehen wir vielleicht noch größere dann. So, jetzt geht es ein Zickzack hoch und dann geht es relativ flach quer rüber.
00:19:58 Stefan
Na dann. Ist hier eigentlich Strom auf dem Draht?
00:20:05 Jürgen
Ja. Darum so ein Griff zum Aufmachen. Ja, früher hat man viel mit Stacheldraht und so abgezäunt. Und Stacheldraht ist eigentlich jetzt nur noch da, wo für die Kühe und die Rinder Absturzgefahr ist. So, da stehen die Rinder. Mit und ohne Hörner. Aber wie man sieht, es sind heute auch ganz wenig unterwegs. Also die meisten erkennen es im Vorfeld.
00:20:42 Stefan
Das heißt also, an einem, ich sage mal, Wochenendtag ist hier deutlich mehr los?
00:20:47 Jürgen
Ja, und auch an einem Schönwettertag. Also auf den Widderstein traue ich mich zu sagen, dass an einem Schönwettertag 300 Leute am Tag hochgehen. Hier auf die Hütte 500.
00:21:06 Stefan
Wow.
00:21:07 Jürgen
Im Herbst - schöner Oktobersamstag oder -sonntag bist du nicht alleine unterwegs. Und diesen Sommer haben wir, müssen wir ja zugeben, so unseren Jahrhundertsommer, dadurch dass doch viele nicht mit Corona in den Süden geflogen sind.
00:21:25 Stefan
Ja.
00:21:25 Jürgen
Also der Juli und bis jetzt der August war, glaube ich, der beste Sommer seit 30 Jahren.
00:21:32 Stefan
Ah. Ja, gut, dann haben wir ja heute Glück.
00:21:38 Jürgen
Ja. Ja, gibt keine schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, sagt man so schön. Und man muss es halt auch aussuchen. Und die Widdersteinhütte ist eine schöne Alternative für das schlechte Wetter. Wäre jetzt heute alles voller Nebel und man sieht gar nichts, fragt es sich: Bringt es was, wenn man hochläuft?
00:21:57 Stefan
Ja.
00:21:59 Jürgen
Da muss man dann schauen und sagen: Ja, wir laufen gerne hoch einfach am Spaß der Bewegung. Der Aussicht wegen gibt es Tage, wo es keinen Sinn hat.
00:22:06 Stefan
Der See da unten, den habe ich vorher gar nicht gesehen.
00:22:08 Jürgen
Ja.
00:22:08 Stefan
Was ist das?
00:22:09 Jürgen
Kalbelesee heißt der.
00:22:10 Stefan
Ist das Trinkwasser?
00:22:12 Jürgen
Ist Trinkwasser, aber die Seen hier in der Gegend haben zu viel Sulfate, und das liegt daran, weil hier 500 Kühe rundum laufen.
00:22:24 Stefan
Ah.
00:22:26 Jürgen
Aber der hat Trinkwasser, aber zwischen Trinkwasser und dass man das als Leitungswasser nehmen darf, ist ein großer Unterschied.
00:22:31 Stefan
Ja.
00:22:32 Jürgen
Aber da unten siehst du auch eine große Alpe. Da laufen halt einfach den ganzen Sommer 300 Kühe rum und das widerspiegelt sich dann in den Messwerten.
00:22:42 Stefan
Klar.
00:22:45 Jürgen
Deshalb die komplizierte Wasserversorgung für das Hotel Adler und für das Hotel Jägeralpe. Am leichtesten wäre es, das hier rauszunehmen.
00:22:54 Stefan
Ja.
00:22:55 Jürgen
Aber hinter dem Hügel ist dann noch mal ein Hotel, Hotel Körbersee. Ist auch ein sehr schöner See. Und die haben 100 Jahre lang das Wasser aus dem See rausgenommen, aber die letzten 30 Jahre hat er immer mehr Probleme mit den Behörden gehabt und haben sich dann schlussendlich auch vom Tal hoch eine Wasserleitung gegraben, dass das halt einfach 100%ig passt.
00:23:18 Stefan
Und jetzt laufen wir hier direkt auf die Kühe zu.
00:23:20 Jürgen
Ja.
00:23:20 Stefan
Keine Zäune mehr.
00:23:21 Jürgen
Die tun dir auch gar nichts. Kritisch ist es ein bisschen mit Hunden, weil die Kühe, gerade wenn sie im Rudel sind, so einen Instinkt haben, um sich zu verteidigen.
00:23:32 Stefan
Ja.
00:23:33 Jürgen
Ich habe Huskys zu Hause und wenn ich mit meinem Husky kommen würde, würden sie jetzt alle Bock stehen, weil in ihren Augen vom Instinkt her ist ein Husky ein Wolf.
00:23:41 Stefan
Ja, ja, ja.
00:23:42 Jürgen
Ja, und das Problem ist immer: Wenn die Kühe dann in Bewegung kommen, pushen die sich also auf. Wenn eine losrennt, läuft das ganze Rudel hinterher. Die erste bremst, die zweite, dritte und vierte vielleicht nicht mehr. Und da passieren die tragischen Unfälle. Und ich glaube, es hat auch ein bisschen was mit Ausstrahlung zu tun. Wenn ich mit meinem Schoßhund jetzt schon in Panik bin - das spüren die, oder? Und da machen die sich so gesehen manchmal auch, habe ich so das Gefühl, einen Spaß so ein bisschen draus.
00:24:09 Stefan
Ja.
00:24:10 Jürgen
Aber im Rudel - das falsche Wort vielleicht, aber geilt sich das dann so auf bei den Kühen. Ist halt ein Rudeldenken dann und ansonsten ist es eine vorsichtige Neugier. Und das ist einfach, wie ich auf die Kühe dann auch zugehe. Und die merken ganz schnell, ob einer sich auskennt oder ob sie den verarschen können.
00:24:29 Stefan
Ja.
00:24:30 Jürgen
Und die sind jetzt alle nicht aggressiv. Aber wenn sie in Bewegung sind, dann rennen sie halt. Und die Rinder haben 500kg. [Lachen] Die bremsen nicht so schnell und die können schnell rennen. Und dann rennt halt einmal so eine Herde leider drüber.
00:24:47 Stefan
Ja.
00:24:52 Jürgen
So, Widdersteinhütte.
00:24:55 Stefan
Jetzt sind wir die einzigen hier. Das ist ja perfekt. [Lachen]
00:24:57 Stefan-Off
Ankunft Widdersteinhütte. Und das ist ein - ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll - ein unheimlich tolles Gefühl, weil wir uns halt so angestrengt haben. Also ich habe mich angestrengt. Für den Jürgen war das ja wahrscheinlich ein besserer Spaziergang. Und jetzt stehen wir vor dieser Hütte. Ich will sie jetzt nicht vergleichen mit der Hütte vom Almöhi in Heidi, aber so ähnlich ist es auch hier. Drumrum ist halt nichts. Wir sind auf 2.015m Höhe. Da ist nur diese Hütte. Vor der Hütte stehen so ein paar Bierbänke, daneben Sonnenschirme, aber da es heute regnet, gehen wir direkt rein.
00:25:35 Stefan
Werden hier die Schuhe hingehangen?
00:25:38 Jürgen
Die, wo übernachten, ja.
00:25:39 Stefan
Ah.
00:25:39 Jürgen
Weil dann ist das immer so, dass oben dann die Lager sind, wo man schläft oder so, und da geht man dann nicht mit Werkschuhen hoch.
00:25:46 Stefan
OK.
00:25:49 Stefan-Off
Wir sitzen jetzt in der Hütte, bestellen uns was zu trinken und da wir gerade die einzigen Gäste sind, setzt sich der Hüttenwirt, Peter Jochen, mit zu uns und wir unterhalten uns.
00:26:00 Stefan
Ihr wohnt ihr oben, oder?
00:26:01 Peter
Ja.
00:26:03 Stefan
Und wie oft bekommt ihr Nachschub?
00:26:05 Peter
Täglich. Wenn wir wollen täglich. Also mit der Materialseilbahn kommt alles hoch. Die Lieferanten UNV, wenn wir was brauchen.
00:26:19 Stefan
Und ihr ruft an und die laden das rein und -
00:26:22 Peter
Nein, unten sind Tiefkühltruhen und Kühlschränke. Die laden das da ab und zwei oder drei Mitarbeiter schlafen unten da UNV, also im Adler. Die nehmen dann die Sachen mit hoch. Die fahren am Abend runter, am Vormittag hoch. Der eine um 9 Uhr, der andere um 11 Uhr.
00:26:46 Stefan
Das heißt, so eine Hütte braucht viel Personal?
00:26:49 Peter
Ja. Schon, ja. Also wir sind jetzt heuer - fünf Mitarbeiter habe ich.
00:26:56 Stefan
Wow.
00:26:57 Peter
Ja, wir haben hier Übernachtungen noch und der Tag fängt um 6 Uhr an und endet um 11 Uhr für mich.
00:27:07 Stefan
Wie ist das hier denn abends? Wie habe ich mir das vorzustellen? Ist das Partystimmung oder ist das: Alle sind müde?
00:27:13 Peter
Nein, nein. Das ist vorbei. Also Party gibt es nicht, weil um 22 Uhr ist Hüttenruhe.
00:27:20 Stefan
Ja.
00:27:21 Peter
Und die Wanderer sind ja eh müde und die müssen ja morgen früh wieder weiter.
00:27:27 Stefan
Ja.
00:27:29 Peter
No party.
00:27:30 Stefan
Und wie ist jetzt die Corona-Situation? Können die hier schlafen, nur weniger, oder wie ist das?
00:27:36 Peter
50% Auslastung. Ist eigentlich nur noch 50%.
00:27:41 Stefan
Ja.
00:27:41 Peter
Und wir müssen auf die Abstände achten. Und wenn es je nachdem - Familie passt zusammen, kann ich es zusammenlegen und sonst auseinander. Normalerweise haben wir 26 bis 28 Übernachtungen und jetzt sind es halt immer nur 14, 15.
00:27:58 Stefan
Die Leuten müssen sich vorher anmelden, oder?
00:28:00 Peter
Ja, nur mit Reservierung, sonst geht gar nichts mehr. So wie früher einfach kommen, ist schon lange vorbei.
00:28:13 Jürgen
Wann hast du die Materialseilbahn umgebaut?
00:28:18 Peter
Umgebaut? Die haben wir schon -
00:28:20 Jürgen
Also auf bedingte Personenbeförderung.
00:28:22 Peter
Ach so. Vor 5 Jahren, ja. 2015.
00:28:27 Stefan
Was heißt das? Das ist eine Kiste und da setzt man sich rein oder -
00:28:31 Peter
Die können wir mal anschauen gehen.
00:28:32 Stefan
Ja, kann ich machen. Das würde mich mal interessieren.
00:28:37 Peter
Die ist auch für Werksverkehr zugelassen jetzt. Also die eigenen Leute dürfen mitfahren.
00:28:44 Stefan
Ja.
00:28:45 Peter
Ist natürlich eine große Erleichterung, weil zum Schlafen Mitarbeiter - so viel Platz haben wir da nicht. Also wir haben zwei Zweierzimmer, aber heutzutage will jeder alleine schlafen.
00:28:55 Stefan
Ja.
00:28:56 Peter
So können sie unten in das Adler Mitarbeiterhaus runter.
00:29:01 Stefan
OK, verstanden.
00:29:05 Stefan-Off
Jetzt gehen wir alle raus und Peter zeigt uns mal die Seilbahn.
00:29:08 Peter
Achtung, rot, orange. Kopf einziehen. Hier, das ist der moderne Aufzug - Seilbahn.
00:29:32 Jürgen
Wenn wir da mitfahren, ist es immer noch ein Abenteuer.
00:29:34 Stefan
Ich wollte sagen. [Lachen] Also das ist schon noch was Abenteuerliches. Wie lange braucht ihr?
00:29:41 Peter
Ich kann dich runterlassen.
00:29:42 Stefan
Ne, danke. [Lachen] Da gehe ich lieber.
00:29:46 Jürgen
Du wolltest doch eine Geschichte. Abenteuer. [Lachen]
00:29:49 Peter
Naja.
00:29:50 Stefan
Wie lange fährt die?
00:29:51 Peter
6 Minuten. Also ist alles eigentlich vollautomatisch. Kann man mit Fernsteuerung fahren. Also selber so.
00:30:02 Stefan
Ah, OK.
00:30:03 Peter
Oder einschalten -
00:30:06 Stefan-Off
Die Gondel der Seilbahn ist, sagen wir mal, einfach gehalten. Das ist eine Metallkiste. Ich nehme an, es ist Aluminium, ich weiß es aber nicht. Ungefähr 2m lang, ungefähr 0,5m breit und die Bordwandhöhe würde ich auch schätzen so auf 0,5m. Ich weiß es nicht genau. Da sind aber weder Sitze drinnen, noch irgendwie Gurtzeug oder sowas, sondern man setzt sich wirklich dann in diese Kiste rein und muss sich dann irgendwie an der Bordwand festhalten.
00:30:35 Peter
Technik, Steuerungstechnik.
00:30:38 Jürgen
Und die Stange ist zum Klopfen.
00:30:41 Peter
Die Stange, das ist, wenn es stark windet, Westwind kommt, und du fährst runter - in der Mitte kommt dann das Talseil, heißt das andere. Zugseil, Talseil. Das kommt dann in der Kiste her und dann musst du es abwehren.
00:31:01 Jürgen
Ah, OK.
00:31:01 Peter
Also das ist mir schon zweimal passiert. Das erste Mal wusste ich das auch nicht. Habe ich das mit der Hand gemacht, bis ich -
00:31:11 Jürgen
Blutig war. [Lachen]
00:31:13 Peter
Blut. Also und seit da bleibt der Stock immer drinnen. Dann kannst du das Seil abwehren.
00:31:18 Stefan-Off
Wir gehen jetzt wieder raus und unterhalten uns noch ein bisschen über die Kühe.
00:31:24 Peter
Ja, die sind natürlich hier auch im Paradies. Die fressen die besten Kräuter.
00:31:30 Stefan
Ja.
00:31:35 Peter
Das gibt dann mal gute Milchkühe.
00:31:37 Jürgen
Ja.
00:31:39 Peter
Die fressen Alpenrosen und Enzian.
00:31:47 Jürgen
Das schmeckt man auch im Käse. Also was die fressen.
00:31:51 Stefan
Ja.
00:31:52 Jürgen
Also der Bergkäse, der im Winter gemacht wird mit Heu, schmeckt anders wie auf den Alpen. Also der Käse, den wir im Sommer kaufen, ist ja eigentlich meistens dann der Winterkäse, weil da kaufen den viele so als milden Käse. Der ist ein halbes Jahr alt. Schmeckt eigentlich anders wie der Käse, den man im Winter dann kaufen kann. Das hat mir ein Landwirt erklärt von einer Sennerei, dass das ihr großes Problem ist mit der Vermarktung, dass der Käse immer anders schmeckt.
00:32:27 Stefan
Ja.
00:32:28 Jürgen
Und wenn ich in Hamburg einen Bergkäse verkaufen will, dann nehmen den die Leute mal und probieren den und sagen: Oh, der schmeckt super, und einen Monat später nehmen sie den gleichen Käse wieder, aber der schmeckt anders. Und das ist im Marketing sehr schwer, weil andere Käse immer gleich schmecken.
00:32:43 Stefan
Ja, ja.
00:32:43 Jürgen
Wenn ich einen Käse in Scheiben vom Emmentaler kaufe, der schmeckt halt immer gleich. Und beim Bergkäse ist es halt einfach unterschiedlich vom Geschmack her und hat was damit zu tun, was sie fressen und wie alt der ist.
00:32:53 Stefan
Ja.
00:32:54 Jürgen
Und das ist das Schwere daran.
00:32:58 Stefan-Off
Jetzt gehen wir wieder rein und Peter zeigt uns noch ein bisschen was von der Widdersteinhütte.
00:33:05 Peter
Ja, und alles ist natürlich auf engstem Raum hier oben. Da ist Abwasch.
00:33:09 Stefan
Ja.
00:33:09 Peter
Büro, Mitarbeitertisch. Also das ist auch - willst du sehen, wie man schläft da oben?
00:33:22 Stefan
Würde ich gerne mal, ja. Ist OK. Kann ich die Schuhe anlassen oder -
00:33:34 Peter
Ja. Wir haben da Licht. Die Stiege ist steil. Wer da hochkommt, kommt auch auf den Widderstein.
00:33:47 Stefan
Oh, ist hier schon kühl.
00:33:49 Jürgen
Gott sei Dank. Schön frisch.
00:33:52 Stefan
Ja.
00:33:53 Peter
Ja, so schlafen die.
00:33:57 Stefan
OK.
00:33:58 Peter
Früher war das ein 20er-Lager. Also noch auf dem Boden. Das haben wir jetzt erhöht und jetzt sind das 12, die Platz haben.
00:34:13 Stefan
Ja.
00:34:14 Peter
Und durch Corona jetzt natürlich - wenn sie zusammenpassen, dann geht es. Ansonsten müssen wir wieder eine Matratze auslassen. Also da haben jetzt eigentlich nur 8 Platz.
00:34:32 Stefan
Ja.
00:34:34 Peter
Unten, da haben wir drei. Hier unten fünf.
00:34:40 Stefan
Ah ja, OK.
00:34:42 Peter
Müssen wir mal schauen, dass das alles von den Abständen her passt und nicht zu viele Leute sind. Ja.
00:34:55 Stefan
Wieder runter?
00:34:56 Peter
Ja. So, wir schauen jetzt - unten sind nur Mitarbeiterzimmer zwei.
00:35:02 Stefan
Ah, OK.
00:35:03 Peter
Ansonsten gibt es da nichts.
00:35:08 Jürgen
Du darfst mit in die Küche.
00:35:09 Stefan
Meinst du? Kann ich mit oder -
00:35:10 Peter
Ja, du darfst natürlich. Schau dir das an, wie wir -
00:35:16 Jürgen
Haushalten.
00:35:17 Peter
So sind wir am putzen. Ja, ist natürlich nichts los. Können wir wieder mal putzen. Da köchelt das Gulasch da hinten.
00:35:32 Jürgen
UNV Gesundheitsamt. [Lachen]
00:35:36 Peter
Die waren vor drei Wochen hier.
00:35:37 Stefan
Echt?
00:35:39 Jürgen
UNV. Die sind überall.
00:35:40 Peter
Ist echt.
00:35:49 Stefan
Jetzt müssen wir wieder runter?
00:35:50 Peter
Ja.
00:35:51 Stefan
Ja.
00:35:52 Peter
Willst du Seilbahn?
00:35:53 Stefan
Ne. [Lachen] Bist du schon mal damit gefahren?
00:35:58 Peter
Willst du? Echt spannend.
00:35:58 Jürgen
Also wir haben eine Alphütte und da war früher kein Fahrweg hoch und die Seilbahnen wurden früher immer gebaut, um die Milch ins Tal zu transportieren, und als Schüler sind wir da liebend gern mit der Seilbahn auch runter- und hochgefahren und da war das nicht offiziell. Das war eine Holzkiste und da war wirklich ein Stab in der Seilbahn. Wenn du unten dringesessen bist - gab ja dann kein Handy oder sowas, hast du mit dem Stab auf das Seil geklopft und oben war an dem Seil ein Plastikrohr mit dran und dann hat man das gehört und dann ist man losgefahren. [Lachen] Aber das war immer besser wie laufen.
00:36:37 Stefan
Ja.
00:36:38 Jürgen
Und so bin ich das gewohnt. Und wir mussten uns dann - ganz früher hat sich da kein Mensch drum geschert. Irgendwann war die Zeit, wo man immer flach liegenbleiben musste, dass man es ja nicht sieht. [Lachen] Aber war immer besser wie laufen. Mittlerweile geht ein Fahrweg zur Alpe hoch und das erste, was man dann wegnimmt, ist die Seilbahn, weil einfach der Aufwand, die zu betreiben - die jährlichen Prüfungen und Tragseile und alles - das ist dann so ein Aufwand. Und in dem Moment, wo ein Fahrweg auf so eine Hütte hochgeht, steht in den meisten Fällen die Seilbahn still.
00:37:09 Stefan
Ja. Ach so, die zwei Apfelsaftschorlen muss ich noch bezahlen.
00:37:17 Peter
Ja, die schreiben wir mal auf Bergführer. Wir haben eine Bergführerliste.
00:37:21 Stefan
Ja?
00:37:22 Peter
Dann schreiben wir das dazu.
00:37:23 Jürgen
Danke.
00:37:24 Stefan
Vielen Dank.
00:37:25 Jürgen
Danke.
00:37:25 Peter
Bitte, gerne.
00:37:28 Jürgen
Prima, ja, wir ziehen uns wieder an. Du bist eh schon angezogen.
00:37:30 Stefan
Ich bin schon angezogen.
00:37:31 Jürgen
Willst du die Stöcke von mir haben zum Runterlaufen?
00:37:33 Stefan
Weiß ich nicht, ob das so -
00:37:35 Jürgen
Probiere es halt aus.
00:37:36 Stefan
Ja.
00:37:36 Peter
Ja, zum Runterlaufen. Die Knie entlasten.
00:37:40 Stefan
OK. Probiere ich es mal aus.
00:37:44 Jürgen
Peter, Dankeschön.
00:37:45 Stefan
Peter, danke.
00:37:46 Peter
Danke auch.
00:37:47 Jürgen
Wir sehen uns.
00:37:48 Peter
Kommt gut an.
00:37:50 Jürgen
Jo, kommen wir. Ich glaube, wir kommen schon gar UNV.
00:37:53 Stefan-Off
Auf dem Weg nach unten spreche ich mit Jürgen über alles Mögliche. Unter anderem frage ich ihn auch nach seinen Canyon Touren.
00:38:01 Stefan
Erzähle mir mal. Du sagst, Canyon Tour. Was ist eine Canyon Tour?
00:38:06 Jürgen
Canyoning heißt, wir gehen durch eine Schlucht, wir rutschen über die Steinplatten in die Pools hinein, wir springen hinunter, wir seilen uns durch die Wasserfälle ab.
00:38:19 Stefan
Das heißt, Neopren?
00:38:21 Jürgen
Ja. Also zum Startequipment gehört ein Neoprenanzug, man kriegt so ein Klettergurt und Helm dazu, man kriegt spezielle Canyoning-Schuhe, die wirklich eine Sohle haben, um nassen Fels gut laufen zu können. Und bei uns ist es so, dass unsere Basis so gesehen direkt am Start der Canyoning Tour ist. Da macht man eine Einschulung, ein Abseiltraining und dann gehen wir über die Straße und starten mit einem kleinen Sprung ins kühle Nass. Und sehr schön ist so die Kombination zwischen eigentlich Fels und Klettern und Abseilen und Wasser.
00:38:59 Stefan
Ja.
00:39:00 Jürgen
Und das ist - ich weiß nicht, wie ich sagen soll, aber das ist so ein Kindheitsgefühl, mit Schuhen durch einen Bach zu laufen. Das ist sowas, was wir nie durften.
00:39:13 Stefan
Ja.
00:39:13 Jürgen
Unser Ziel früher als Kind und Jugendliche war, am Bach zu spielen, aber nicht nass zu werden, weil nasse Schuhe war früher ein No-Go. Und das ist so richtig ein Kindheitserfüllungstraum, mit Schuhen durch das Wasser zu stapfen. Ist ein superschönes Gefühl und dann bei unseren Touren sind viele Wasserfälle, weil bei uns in den Bergen geht es halt immer steil runter. Und da seilt man sich dann wirklich voll durch das Wasser ab. Siehst du? Wir laufen jetzt auch unbewusst neben dem matschigen Weg, oder?
00:39:50 Stefan
Ja.
00:39:50 Jürgen
Das ist, wenn da ein schöner Weg ist, würde man auf dem Weg laufen, aber so weicht halt jeder aus, oder?
00:39:55 Stefan
Ja.
00:39:55 Jürgen
Es läuft da keiner, weil es ja rutschig ist. Und da ist man aber viel am Dagegenwirken dran, indem man einfach sagt, man macht einen schönen Hauptweg zum Körbersee rüber. Wenn du dann im Hotel bist, da waren früher an dem Kalbelesee vorbei 20 Wege hintereinander. Da ist es sehr lehmig und jedes Mal, wenn es nass war, hat man halt einen Weg 1m höher gemacht. Seit man einen zentralen Weg hat, der ist 1m breit, schön geschottert, sind alle Leute auf dem Weg. Ist allen geholfen. Man muss halt einmal dann den Eingriff machen und sagen: Wir machen einen schönen Weg, weil die Leute kommen ja trotzdem.
00:40:29 Stefan
Ja.
00:40:30 Jürgen
Und so kann man das dann doch ein bisschen bündeln. Aber die schlechteste Option ist jetzt, halt einfach da auf dem matschigen Weg zu laufen. [Pfeifen]
00:40:41 Stefan
Ist das ein Pfeifen von einem Murmeltier?
00:40:41 Jürgen
Ja. So pfeifen die. Wenn die näher sind - also ist jetzt weit weg - ist es halt richtig grell laut.
00:41:00 Stefan
Ja, vielen Dank für die Stöcke. Das ist tatsächlich -
00:41:03 Jürgen
Zum Abwärtslaufen ist das super.
00:41:05 Stefan
Gut.
00:41:06 Jürgen
Hochlaufen werden die meistens ein bisschen überschätzt. Vor allem wenn es dann felsiger wird, sind sie im Weg. In dem Moment, wo ich einmal mit den Händen zugreifen muss, muss ich die Stöcke wegtun, weil da ist jeder gute Griff einfach besser in der Hand zu haben, wie irgendwie versuchen, mit den Stöcken da noch was zu erfinden. Das ist noch so eine Eigenart bei uns: Bei uns sind alle Autos nicht zugesperrt.
00:41:38 Stefan
Ah.
00:41:40 Jürgen
Da steckt schon gar noch der Schlüssel.
00:41:41 Stefan
OK.
00:41:42 Jürgen
Und ich bin da immer ganz unkompliziert und so lange das so funktioniert, machen wir das auch. Bei uns ist Tag und Nacht zu Hause die Haustür nicht zugesperrt. Und so lange man in einer heilen Welt lebt, muss man es auch noch nutzen.
00:41:56 Stefan-Off
Ja, hier in Warth-Schröcken ist die Welt echt noch in Ordnung. Das war es für heute. Die Folge ist ein bisschen länger geworden, ist auch ein bisschen anstrengender geworden, als ich mir das gedacht hätte, war aber sehr schön. Vielen Dank für das Zuhören. Ich würde mich wie immer über Feedback freuen. Meine E-Mail-Adresse ist stefan@wintermeyer.de. Stefan mit F, Winter wie Sommer, Meyer mit E-Y. Die Produktion dieser Folge wurde von Warth-Schröcken Tourismus gesponsert, der Aufenthalt im Hotel Adler jeweils zur Hälfte von Warth-Schröcken Tourismus und dem Hotel Adler und der Ausflug mit dem Jürgen Strolz auch jeweils zur Hälfte von Warth-Schröcken Tourismus und Jürgen Strolz. Ah ja, und der Peter Jochen hat mir zwei große Apfelsaftschorlen spendiert. In der nächsten Folge geht es auf eine Kräuterwanderung zum Körbersee. Das wird traumhaft schön. Bis dann. Tschüß.
00:42:58 Stefan
Ich gebe es ja ungern zu, aber ich befürchte, ihr habt mit der Regenjacke recht gehabt.
00:43:02 Jürgen
Ja.
00:43:03 Stefan
Das ärgert mich ein bisschen, dass ich da als Stadtkind auf so einen dummen Fehler reingefallen bin. Ich habe gedacht, das wäre eine Regenjacke, aber anscheinend gibt es da noch mal Unterschiede.
00:43:19 Jürgen
Richtig Gore-Tex ist dann schon was anderes. Oder wenn sich das so vollsaugt, dann ist das eine Kombination von innen schwitzen auch noch und dann -
00:43:28 Stefan
Ja, ja. Also es ist alles noch OK, aber es ist -
00:43:31 Jürgen
Ja, bei der Entfernung ist das noch überschaubar. Zur Not kommt man halt nass Heim und zieht sich wieder um. Aber wenn du dann so eine 3-, 4-Tageswanderung machst und du bist am ersten Tag nass und es regnet drei Tage, dann wird das zäh.
00:43:44 Stefan
Ja.
00:43:45 Jürgen
Zieht an der Moral.