Breslau
Im März 2018 war ich das zweite mal beruflich in Breslau (auf polnisch Wrocław). Nur drei Tage, aber es hat gereicht ein paar wichtige touristische Stationen mit abzugrasen. Mit diesem Podcast möchte ich darüber berichten. Polen ist bei den meisten Deutschen noch nicht auf der Liste der potentiellen Urlaubsziele. Dabei verfügt es über wunderschöne Landschaften und tolle Städte. Vielleicht kann ich mit diesem Podcast ein wenig dazu beitragen, das es als Ziel populärer wird.
Anreise
Am einfachsten wird für viele die Anreise mit dem Auto sein. Der Hauptvorteil liegt auf der Hand: Man ist auch vor Ort unabhängig. Man braucht natürlich einen Parkplatz. Wenn man im Hotel unterkommt, kann das Parken schon mal teurer werden. Mit der Bahn kann man auch nach Breslau fahren, aber die Verbindungen sind reichlich mau. Diverse Fernbus-Unternehmen (Beispiel: IC Bus) bieten ebenfalls günstige Verbindungen an. So lange im Bus zu sitzen ist aber nicht so mein Ding. Da ich nur drei Tage vor Ort war, habe ich mich für einen Flug mit der Lufthansa entschieden. Der Hin- und Rückflug in Economy kostet ab 150 Euro.
Transfer vom Flughafen in die Innenstadt
Bei meinem ersten Besuch in Breslau habe ich mir ein Taxi genommen. Diesmal wollte ich mal den Bus (Linie 106) ausprobieren. Der fährt alle 20 Minuten von der Haltestelle vorm Flughafen ab. Logischerweise braucht der Bus mehr Zeit als das Taxi, aber er ist mit 0,81 Euro für die Fahrt konkurrenzlos günstig. Ein weiterer Bonus sind USB-Ladestationen im Bus. Die Fahrkarte kann man sich am Automaten an der Bushaltestelle ziehen oder auch an einem kleinen Automaten im Bus (da geht aber nur Kartenzahlung).
Tipp: Die Google Maps App auf dem Handy installieren. Darin werden die Fahrtzeiten der Busse und Straßenbahnen aufgezeigt. Zusätzlich bekommt man noch die Stationen auf dem Weg zum Ziel angezeigt.
Geld
Polen ist zwar EU-Mitglied, aber die Landeswährung ist immer noch der Złoty. Ein Złoty wird in 100 Groszy aufgeteilt. Der ISO-4217-Code ist PLN und der Umrechnungsfaktor im März 2018 1 EUR = 4,236 PLN. Mann kann also ganz grob den Złoty-Preis durch vier teilen, um auf den Euro-Preis zu kommen.
Aus alter Angewohnheit, habe ich mir am Flughafen am Geldautomat Bargeld gezogen. Das war blödsinn. In Polen kann man überall mit der Karte bezahlen. Am schnellsten geht das dann mit RFC-Chip-Karten. Die hält man einfach an die Kasse und es piepst. Fertig. Der Vorteil der Kartenzahlung liegt im besseren Umrechnungskurs und das man später nicht wieder Złoty in Euro umtauschen muss und dabei wieder Geld verliert.
Günstiges Urlaubsland?
Mein subjektives Empfinden war, das Polen günstiger ist als Deutschland. Gerade Lebensmittel sind günstig. Auf der anderen Seite reichen drei Tage nicht wirklich aus, um ein komplettes Urteil darüber zu fällen.
Hotel
Ich habe im AC Hotel übernachtet. Das gehört zur Marriott-Gruppe und ist modern eingerichtet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist OK. Nur vom Frühstücksbuffet war ich nicht so recht überzeugt. Für 70 Złoty (ca. 17 Euro) kann man bestimmt in der Stadt besser frühstücken. Großen und Ganzen kann man das Hotel empfehlen. Ich würde es wieder buchen.
Für alle Airbnb-Fans hier der airbnb.de Link für Wrocław.
Geführte Sightseeing-Touren
Allgemein ziehe ich den “ich gehe einfach mal los”-Ansatz bei der Erkundung von mir unbekannten Städten vor. Da ich aber diesen Podcast erstellen wollte, bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe eine geführte Tour gebucht. Die gibt es als Spaziergang und als Elektrobus-Tour. Sparziergänge wurden an dem Tag wetterbedingt nicht angeboten. Deshalb habe ich den Kleinbus genommen. Ich hatte den Bus ganz für mich und der Guide sprach sehr gut Deutsch. Für eine ausgiebige 2-Stunden-Tour habe ich 250 Złoty bezahlt (ca. 60 Euro).
Zwerge
Mein persönliches Highlight von Breslau sind die Zwerge. 20-30 cm große Figuren, die fest im Boden verankert sind. Über die gesamte Stadt gibt es mehrere hundert davon. Man findet sie meist per Zufall. Sie wurden ursprünglich von der Oppositionsbewegung “Orange Alternative” als harmlose Protestaktion benutzt (trotzdem wurden auch für diese Form des Protestes Leute verhaftet).
Auf http://krasnale.pl/de/ kann man mehr über die Zwerge erfahren und sie auch suchen.
Dominsel
Auf der Dominsel wurde Breslau gegründet. Heute ist es allerdings keine Insel mehr. Im 19. Jahrhundert wurde der nördliche Arm der Oder zugeschüttet. Auf der Dominsel findet sich der Breslauer Dom (Kathedrale St. Johannes). Den Dom habe ich mir von Innen angeschaut. Beeindruckend! Die ganze Insel ist sehr ruhig und lädt zum Spazierengehen ein. Abends werden die 101 Gaslampen auf der Insel angezündet. Ich habe es nicht gesehen, aber es muss sehr schön aussehen.
Die zur Insel führende Dombrücke ist über und über mit Liebeschlössern (ein interessanter Wikipedia-Artikel dazu) bestückt. So viele, das ich mir Gedanken über die Statik der Brücke gemacht habe.
Venedig Polens
Ich zitiere hier einfach mal den Wikipedia-Artikel zu Breslau: Vier Nebenflüsse der Oder fließen durch das Stadtgebiet: Ohle (Oława), Lohe (Ślęza), Weide (Widawa) und Schweidnitzer Weistritz (Bystrzyca). Gebaut zwischen zahlreichen Kanälen, liegt die Stadt auf zwölf Inseln, verbunden durch 100 bis 300 Brücken, je nach zugrunde gelegten Kriterien. Aufgrund der zahlreichen Brücken und Stege wird die Stadt auch als Venedig Polens bezeichnet.
Die Flüsse und Brücken sind tatsächlich sehr präsent und charmant. Es gibt übrigens auch Schiffsrundfahrten für Touristen.
Buchempfehlung
Es gibt nicht so richtig viel Auswahl. Mein Tipp ist das Buch “Breslau” von Klaus Klöppel (Amazon, Buch auf der Verlagsseite). Das Buch ist sehr aktuell und es ist alles enthalten.
Fazit
Breslau und Polen überhaupt ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
Links
- www.wroclaw.pl
- “Stadt der versteckten Zwerge” auf spiegel.de
- “Was es mit den Zwergen in Breslau auf sich hat” auf welt.de
- “Drei Tage in Breslau” auf zeit.de
Transkript
00:00:01 Stefan-Off
Hallo und wilkommen zu meinem Podcast reisepassnummer.de. Mein Name ist Stefan Wintermeyer. Heute nehme ich Sie mit nach Breslau, oder auf Polnisch Wrocław, in Polen. Breslau liegt auf der Höhe von Dresden im Südwesten von Polen. Man kommt von Deutschland aus am einfachsten mit dem Auto oder mit dem Bus, natürlich auch mit dem Zug hin. Das dauert aber ein bisschen länger. Die Verbindungen sind ein bisschen schwieriger. Oder natürlich mit dem Flugzeug. Ich bin mit der Lufthansa von Frankfurt geflogen. Der günstigste Eco-Tarif liegt ungefähr bei 150€ für Hin- und Rückflug.
00:00:41 Flugzeugdurchsage
Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren. Im Namen des Lufthansa Cityline begrüßt Sie jetzt auch die Kabinenbesatzung recht herzlich auf diesem Lufthansa Star Alliance Flug nach Wrocław. Unsere Flugzeit wird voraussichtlich 55 Minuten betragen.
00:00:56 Stefan-Off
In Breslau am Flughafen angekommen, hat man prinzipiell drei Möglichkeiten, in die Innenstadt zu kommen. Man kann sich ganz normal ein Taxi holen, man kann mit dem Bus fahren - das ist die Linie 106 - oder man kann sich natürlich auch einen Mietwagen holen. Bei meinem ersten Besuch in Breslau habe ich mir damals ein Taxi geholt. Das war OK. Diesmal war ich mutiger. Ich bin mit dem Bus gefahren. Kostet sensationell günstige 0,81€. Das Ticket kann man sich am Busbahnhof kaufen, also an der Bushaltestelle. Da ist so ein Automat. Oder - und das ist auch praktisch - im Bus selber sind auch kleine Automaten. Da kann man mit der Karte bezahlen. Im Bus gibt es übrigens auch USB-Ladestationen, wenn man das Handy wieder aufladen will. Zum Bus noch was Wichtiges: Wenn man keinen Busfahrplan dabei hat - hat man ja normalerweise nicht - sollte man sich die Google Maps Applikation auf dem Handy installieren. Da sieht man dann, welcher Bus wann fährt und wie lange es dauert.
00:01:59 Busdurchsage
[Durchsage auf Polnisch]
00:02:28 Stefan-Off
In Breslau gibt es nicht nur Busse, es gibt auch Straßenbahnen. Die sind auch in Google Maps drin und der Vorteil von Google Maps ist dann noch: Man bekommt angezeigt, wie viele Stationen dazwischen sind. Das ist ganz praktisch, dann kann man nämlich die Stationen mitzählen. Die werden nämlich ansonsten nur auf Polnisch angesagt. Und wenn man kein Polnisch kann, so wie ich, dann ist es schnell so, dass man nicht mehr weiß, wo man ist. Deshalb lieber Stationen mitzählen oder auf der Google Maps Applikation den Punkt beobachten, dass man sieht, wo man ist. Dank Roaming-Situation in Europa ohne Mehrkosten. In Breslau habe ich im AC Hotel übernachtet. Das ist ein Hotel der Marriott Gruppe. Liegt direkt am Konzertsaal. Sehr modern, sehr schön eingerichtet, schöne Zimmer. Frühstücksbuffet war mir ein bisschen zu mickrig, aber noch im Rahmen. Guter Service. Im Gesamten kann ich das Hotel empfehlen. Ist eine gute Wahl. Allgemein bin ich ein großer Freund vom einfach mal losgehen und schauen, was man findet, was man sieht, und einfach sich treiben lassen. Jetzt habe ich mir für den Podcast gedacht, das ist natürlich doof, wenn ich das mache und sehe nichts und finde nichts. Also mache ich lieber so eine geführte Tour mal mit. In Breslau gibt es zwei verschiedene Arten von Touren. Einmal eine Spaziertour. Die fand ich eigentlich ganz charmant. Da geht man zwei, drei Stunden mit einem Guide und der erzählt einem was und man kann sich Sachen ankucken, man kann Fotos machen. Dummerweise nicht bei schlechtem Wetter. Also an dem Tag, wo ich dann da war, wurde das gar nicht angeboten. Als Alternative gibt es dann so kleine Elektrobus-Touren. Das sind so Busse, ein bisschen größer als so ein Golf-Elektrowagen. Da passen, glaube ich, sechs Leute rein. Ich hatte den ganzen Bus für mich alleine plus halt den Guide. Das ist gar nicht so schlecht. Man sieht recht viel und die Busse sind so klein, dass sie überall, also auch in die kleinen Gassen, ganz gut reinkommen. Und wenn man einen Guide alleine hat, dann ist das natürlich auch ganz praktisch, weil der kann ja dann auf alle Fragen eingehen. Also im Großen und Ganzen kann ich das empfehlen. So eine Zwei-Stunden-Tour macht Spaß. Mein Guide in der Tour stellt sich jetzt gleich selber vor.
00:04:58 Guide
Ich heiße Radek. Ich bin hier geboren. Jetzt studiere ich hier auch und arbeite. Breslau heute zählt so ungefähr 750.000 Einwohner. Von denen - das ist ganz interessant - sind 20% ungefähr die Studenten.
00:05:17 Stefan-Off
Es ist tatsächlich so, dass in der Stadt sehr viele Studenten sind. Das merkt man. Die sieht man überall. Man fühlt sich fast ein bisschen alt.
00:05:25 Guide
Wir werden viele Figuren von solchen Zwergen sehen in der Stadt. Hier auf der rechten Seite, das ist der sogenannte Papa Zwerg. Das war der erste. Die erinnern an eine Geschichte oder an eine politische Bewegung, die hier stattfand in den 80er Jahren. Eine politische Bewegung von den Studenten. Die haben gegen den Kommunismus protestiert.
00:05:48 Stefan-Off
Das mit den Zwergen ist wirklich lustig, und zwar für Jung und Alt. Also ich bin davon überzeugt, meine Kinder hätten da einen Heidenspaß gehabt. Die Zwerge sind ungefähr 20cm, 30cm hoch und haben immer bestimmte Themen. Die sind fest im Boden verankert und machen dann irgendwas. Es gibt so Feuerwehr-Zwerge, die löschen ein Feuer. Einen anderen Zwerg habe ich gesehen, der hat so eine Schatzkatulle vor sich und hat Geld gezählt. Die haben also immer irgendwelche Themen. Ich lese mal gerade aus dem Breslau Buch von Klaus Klöppel einen kleinen Teil vor, um ein bisschen eine Idee zu geben über die Geschichte. Es fängt an mit diesem Papa Zwerg. Er erinnert an die spektakulären Happenings der Orangenen Alternative, die hier in den späten 1980er Jahren stattfanden. In grotesker, übersteigerter Form beginnen die Anhänger der Opposition Feiertage wie den Tag der Oktoberrevolution, den Tag der polnischen Armee oder auch den Nikolaustag und machten sich so über die Absurditäten des sozialistischen Systems lustig. Häufig wurden Teilnehmer der Happenings von der Miliz überprüft und festgenommen. Organisiert wurde die Aktion von Waldemar Fydrych, der den Decknamen Major trug. Seine Idee waren auch die lustigen Zwerge, die in den Kriegsjahren überall in Wrocław auftauchten und bald auch in anderen polnischen Großstädten als Symbol des Widerstands die Runde machten.
00:07:10 Guide
Der Stadtherzog Breslaus wollte auf seiner Seite Stadt noch eine größere Kirche haben, als der Bischof auf seiner Insel hatte. Deswegen hat man diese Kirche hier so hoch gebaut. Das sollte eine Konkurrenz sein. Die Männer haben es mal so gemacht. Heute mit Autos und damals mit Kirchen. Und hier die Zwerge - das ist auch ein Beispiel für die Skulpturen. Diese hier erinnern auch, rechtsseitig, an ein Feuer. Es fand hier statt. In den 70er Jahren hat jemand die Kirche angezündet. Ist es das Wort angezündet?
00:07:49 Stefan
Ja, ja.
00:07:50 Guide
Man weiß bis zum heutigen Tag nicht, wer das war, aber da gab es einen Konflikt zwischen dem kommunistischen Regime und der katholischen Kirche. Also vielleicht haben das die Kommunisten gemacht.
00:08:06 Stefan-Off
In Breslau gibt es tatsächlich sehr viele Kirchen. Radek hat mir auf der zweistündigen Tour bestimmt, weiß nicht, 20, wenn nicht sogar 30 verschiedene Kirchen gezeigt, die alle eine besondere Geschichte hatten, für bestimmte Religionen da waren. Also das ist wirklich beeindruckend.
00:08:26 Guide
Jetzt hier auf der rechten Seite werden wir gleich eine kleine Gasse sehen, die Jatki Gasse. Ehemalige Fleischbänke, Metzgerei. Schon im Mittelalter hat man hier die Tiere geschlachtet und Fleisch verkauft. Das ist die alte Architektur. Und solche Eingänge in den Keller - das hat auch eine ganz interessante Geschichte. Hier auf dem Boden rechts kann man noch zwei jetzt sehen aus Holz.
00:08:52 Stefan
Ja.
00:08:52 Guide
Also hölzerne. Und jeden Winter hat man schon damals im Mittelalter - also nicht mehr - das Eis aus der Oder - die befindet sich 100m in dieser Richtung - hergeholt, reingeworfen. Und das war unter 0°C, deshalb konnte man das Fleisch da lassen ohne Salz, welches sehr teuer war. Das war eine billige Lösung und das Fleisch ist nicht so schnell kaputt gewesen. Solche Kühlschränke des Mittelalters.
00:09:26 Stefan
Was heißt eigentlich Danke auf Polnisch?
00:09:28 Guide
Dziękuję. Dziękuję.
00:09:31 Stefan
Dziękuję?
00:09:32 Guide
Dziękuję. Da gibt es zwei polnische Buchstaben das Dzię und ję. Also Dziękuję.
00:09:41 Stefan
OK.
00:09:42 Guide
[Lachen] Oder Dzięki.
00:09:43 Stefan
Dzięki.
00:09:43 Guide
Dzięki ist kurz. Zu einem Freund kann man das sagen.
00:09:48 Stefan-Off
Um das vorwegzunehmen: Mein Polnisch hat sich in den zwei Tagen nicht verbessert. Ich habe nicht mal das Danke richtig hinbekommen. Ich habe meistens Englisch gesprochen oder Deutsch. Mit beiden Sprachen kommt man eigentlich ganz gut durch.
00:09:59 Guide
Und hier schon die Oder auf der linken Seite. Größter Fluss Breslaus. Es gibt hier nur in der Nähe fünf Inseln auf diesem Fluss und in der ganzen Stadt gibt es 12 Inseln. Eine von denen heißt Wielka Wyspa. So eine große Insel, wo sich ein ganzer Bezirk befindet.
00:10:26 Stefan-Off
Die Flüsse und Inseln sind sehr präsent in Breslau. Vier Nebenflüsse der Oder fließen durch das Stadtgebiet. Gebaut zwischen zahlreichen Kanälen liegt die Stadt auf insgesamt 12 Inseln, verbunden durch mehr als 100 Brücken. Aufgrund der zahlreichen Brücken und Stege wird die Stadt deshalb auch Venedig Polens genannt. Breslau ist übrigens die Großstadt mit den meisten Grünflächen in Polen. Auf jeden Einwohner entfallen 25m² Grünfläche.
00:10:53 Guide
Hugo Lederer hat ein Selbstportrait gemacht als eine Warnung für all die anderen Studenten, keine Karten wegen dem Studium zu spielen. Er hat in einem Kartenspiel Poker alles, was er hatte, verloren. Deswegen eine Warnung. Er hat immer ein - wie heißt das? Schwert? Sword?
00:11:16 Stefan
Ja. Schwert.
00:11:17 Guide
Ja, aber das sind nur andere Kopien, weil das Original liegt in einem Museum und die anderen sind sehr oft gestohlen worden, weil das ist eine Tradition von den Studenten. Nach jedem Semester, wenn die Prüfungen schon vorbei sind, kommen die Studenten her und bringen die Kopien.
00:11:39 Stefan-Off
Also noch mal zur Erklärung: Der Fechterbrunnen - so heißt der nämlich - da steht eine bronzefarbene, lebensgroße Figur. Das ist die von dem Hugo Lederer. Und diese Figur ist nackt. In der linken Hand hat er einen Säbel und diesem Säbel fehlt die Klinge. Das ist die, die immer von den Studenten geklaut wird, aber dann auch immer ersetzt wird.
00:12:01 Guide
Jetzt das Ossolineum, das weiß-rote Gebäude, ist eine Bibliothek, oder soll ich sagen ein Museum. Die ganze Sammlung hat man nach Breslau gebracht aus Lemberg. Nach dem Krieg gehörte Lemberg zu Polen. Vor dem Krieg, heute zur Ukraine. Was kann man hier drinnen sehen? Zum Beispiel die Handschrift von Copernicus. Und die Markthalle direkt vor uns. Die Markthalle wurde 1907 gebaut als eine Lösung für die Gesundheitsprobleme Breslaus, weil es gab hier sehr viele Freiluftmärkte. Nicht organisiert, ohne Kontrolle und deswegen auch sehr viele Epidemien sehr oft, die passiert sind. Das wollte man organisieren und da hat man sich entschieden, drei solche irgendwo zu bauen, aber nur diese war zum Schluss gebaut. Und rechts die Dominsel - ältester Teil Breslaus.
00:13:09 Stefan-Off
Zur Dominsel gelangt man über die Dombrücke. Das machen wir jetzt auch gleich. Die Bezeichnung Insel ist übrigens nicht mehr zutreffend. Im 19. Jahrhundert wurde der nördliche Arm der Oder zugeschüttet. Seitdem ist die Dominsel keine Insel mehr.
00:13:25 Guide
Und jetzt auf beiden Seiten dieser Brücke befinden sich die zwei Laternen. Auf der ganzen Insel gibt es 101 von denen. Und jeden Abend geht hier ein Mann um und zündet alle an, weil das sind die Gaslaternen bis zum heutigen Tag. Das ist auch eine Tradition. Die Insel sieht wunderschön aus am Abend. Dieses Licht ist ganz anders als von den elektrischen Laternen.
00:13:57 Stefan-Off
Die Dominsel ist das Zentrum von Breslau. Hier ist Breslau gegründet worden. Je größer die Stadt wurde, desto weiter zog sie Kreise um diese Insel drumrum. Das heißt, heute ist natürlich ein Großteil von Breslau außerhalb dieser Dominsel. Das Zentrum der Dominsel an sich ist die Johannes Kathedrale. Eine sehr schöne, alte Kirche, die man auch besuchen kann. Ansonsten kann man auf der Dominsel auch schön spazieren gehen. Ist eine angenehme, ruhige Atmosphäre. Man kann sich einiges anschauen.
00:14:29 Guide
Die zwei großen Gebäude auf der linken Seite da weiter, die heißen Bleistift und Buntstift. [Lachen] Die zwei sind die berühmtesten Studentenwohnheime.
00:14:44 Stefan-Off
Architektonisch hat die Stadt wirklich einiges zu bieten. Man sieht Gebäude aus völlig verschiedenen Zeiten, aus völlig verschiedenen politischen Richtungen. Also man sieht hier irgendwelche alten Nazibauten, dann Bauten aus der ehemaligen Ostblockzeit, moderne Gebäude. Sehr spannend. Ich kenne mich mit Architektur nicht so super aus, aber es ist faszinierend auch für mich.
00:15:15 Guide
Hier die UNV Straße - ganz breit für eine Straße in der Mitte einer mittelalterlichen Altstadt. Hier befand sich auch bis zum 19. Jahrhundert der Wassergraben. Das Wasser hat die Städte geschützt und dann hat man es auch hier flach gemacht. Deswegen gibt es heute hier diese Straße. Auch ein Dichter hat geschrieben - ich glaube, es war Goethe, als er Breslau besucht hat - das war seiner Meinung nach eine von den stinkigsten Städten, die er in seinem ganzen Leben besucht hat, weil dieser Wassergraben war nicht verbunden mit der Oder. Also da war keine Wasserbewegung und jeden Sommer war es wie in Venedig heute. Also vielen Dank.
00:16:15 Stefan
Ich danke Ihnen.
00:16:16 Guide
Ich wünsche noch viel Spaß und noch besseres Wetter. [Lachen]
00:16:20 Stefan
Danke. Bis dann. Tschüß.
00:16:23 Guide
Tschüß. Tschüß.
00:16:24 Flugzeugdurchsage
Guten Tag, meine Damen und Herren. Im Namen der Lufthansa Cityline begrüßt Sie die Besatzung recht herzlich auf Ihrem Lufthansa Star Alliance Flug nach Frankfurt. Unsere Flugzeit wird voraussichtlich eine Stunde betragen.
00:16:40 Stefan-Off
Jetzt kommen wir auch bald zum Ende des Podcasts. Als Reisevorbereitung möchte ich noch eine Buchempfehlung aussprechen. Es gibt das Buch Breslau von Klaus Klöppel. Das ist auch mit das einzige Buch, was sich nur mit Breslau beschäftigt. Das ist ein sehr aktuelles Buch. Die sechste Auflage, die ich hier vorliegen habe, ist aus dem Jahr 2018 und hat insgesamt ungefähr 350 Seiten und ist ein sehr guter Reiseführer für Breslau. Kann ich nur empfehlen. Kostet 16,95€. Werde ich auch noch verlinken. Ansonsten vielen Dank für das Zuhören. Ich würde mich über Feedback freuen. Meine E-Mail-Adresse ist stefan@wintermeyer.de. Stefan mit F, Winter wie Sommer, Meyer mit E-Y. Ansonsten natürlich freue ich mich über eine positive Bewertung des Podcasts. Bis zum nächsten Mal. Tschüß.